Julius-Blog

14.03.2024

Impuls zur Fastenzeit V: Almosen geben, beten, fasten

Gedanken zu den Heiligen Vierzig Tagen vor Ostern 2024 von Juliusspital-Pfarrer Bernhard Stühler

„Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu“
Evangelium nach Matthäus 6,6

„Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ (Johannesevangelium 3,16)

Viele Kirchenportale sind geschmückt mit Schnitzereien und zeigen das Leben der Heiligen, die in den Kirchen verehrt werden. Wieder andere Türen und Portale zeigen biblische Motive und laden den Besucher der Kirche ein, das Bildprogramm einer Eingangstüre zu erforschen. Die Eingangstüre zur Hauskapelle St. Johannes, Evangelist, im Seniorenstift lädt ein, ein Wort aus der Heiligen Schrift zu bedenken. Es ist entnommen aus einem Gespräch des Johannesevangeliums. „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ (Joh 3,16) Der Vers ist in Form eines Kreuzes auf die Türe geschrieben und ermutigt den Betrachter oder auch den Besucher der Kapelle, dem Grund dieses Satzes nachzugehen. Dieser ist dem Gespräch entnommen, das der angesehene Ratsherr Nikodemus mit Jesus während einer Nacht führte. Der Gelehrte wollte den Sinn der Worte Jesu erkennen und zugleich er fahren, welchen Auftrag Jesus in dieser Welt hat.
Mit dem Bibelvers werden auch wir gleichsam in das Gespräch Jesu mit dem Gelehrten hineingenommen. Auch wir sind während der Tage der Einstimmung auf das Osterfest sehr daran interessiert, aus den Worten der Heiligen Schrift mehr darüber erfahren zu können, wie Jesus selbst seinen Auftrag und seine Sendung sah. Klar und deutlich spricht Jesus von seiner Sendung. Der Sohn Gottes kam in die Welt, um die Menschen zu erlösen. Die Menschen und die Welt sind dazu bestimmt, Anteil am Reiche Gottes zu erhalten. Jesus sieht seine Sendung darin, dass er die Menschen auf Gott hin führt. Weiter legt er dar, dass der Sohn alle an sich ziehen wird, wenn er erhöht sein werde. Jesus weist damit auf die Kreuzigung hin. Jeder, der zum Gekreuzigten aufschauet, wird gerettet werden.
In diesem theologisch spirituellen Gespräch mutet Jesus dem Ratsherrn Nikodemus und auch uns heute viel zu. Im Grunde geht es in dieser Unterredung um die Botschaft des christlichen Glaubens. Die Liebe Gottes begleitet den Sohn in diese Welt. Dieser wird leiden und erhöht – gekreuzigt – werden und den Glaubenden den Weg zum Leben eröffnen. Diese glaubende Verbindung mit dem Sohne Gottes bringt Leben, Heil, Zukunft und ewiges Leben. Wer nicht an den Sohn glaubt, der bleibt in der Finsternis und wird die Liebe Gottes nicht erfahren. Damit wird in diesem spirituellen Gespräch die Lebensführung des Christen angesprochen, die sich an den Worten und Taten Jesu ausrichtet. „Durch das, was du tust, wirst du zum Licht kommen“, sagt Dietrich Bonhoeffer. Nikodemus und jeder Glaubende wird ermutigt, sein Leben nach den Worten der christlichen Existenz auszurichten, nach den Worten des Herrn. Dabei leiten uns die Worte aus dem Gespräch Nikodemus mit Jesus. Hier wird von Gottes Wort gesprochen, von Licht und Leben. Weil wir auf den Wegen gehen, die Christus uns weist, wird es hell in uns. Ein Leben aus der innigen Verbundenheit mit dem Herrn zu führen, sollte den Glaubenden kennzeichnen. Christus selbst schenkt Halt und Leben. Das ist die Sicherheit des christlichen Glaubens.

„Der Glaube ist ein großes Gefühl von Sicherheit für die Gegenwart und die Zukunft, und diese Sicherheit entspringt aus dem Vertrauen, auf ein übergroßes, übermächtiges, unerforschliches Wesen. Auf die Unerschütterlichkeit dieses Glaubens kommt alles an.“ Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Für die weiteren Heiligen Vierzig Tage vor Ostern wünsche ich Ihnen eine gute Begegnung mit Worten der Heiligen Schrift oder ein gutes tiefgehendes Gespräch über den Glauben, der sie trägt.

Ihr Bernhard Stühler, Pfarrer

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